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Feuilleton Musik 19. April 2017

11 Fragen an Giant Rooks

Bäm! Wie gegen eine Mauer knallte ich kürzlich gegen den Sound der „Giant Rooks“. Aber keine Sorge: statt einer blutigen Nase gab es ein wunderbares Konzert mit vielen wohligen Gänsehautmomenten. Mit ihrer Mischung aus Indie-, Pop- und Electronic-Music gehören die fünf jungen Musiker für mich persönlich zu den vielversprechendsten Newcomer-Acts, die dieses Jahr bisher hervorgebracht hat. So veröffentlichten sie bereits im Januar ihre Debüt-EP „New Estate“ und haben sich mittlerweile mit über 30 Festival Shows in 2016 und diversen Support Touren (u.a. Kraftklub) bereits zu einem beeindruckenden Live-Act entwickelt. Kurz vor ihrem ausverkauften Konzert in München stellten wir Sänger Frederik und Gitarrist Finn 11 Fragen.

Krähe oder Kakadu?

Beide: Krähe

Hamm oder Småland?

Beide: Småland

Love me do“ oder „Let it be“?

Beide: Let it be

Giant Rooks © Lydia_Trappenberg
Giant Rooks © Lydia Trappenberg

Mit Blick auf eure großartige EP “New Estate”: Wann erscheint endlich der erste Longplayer?

Finn: Da stehen wir noch ganz am Anfang. Die meiste Zeit und Energie steckten wir zuletzt in die Produktion und Veröffentlichung unserer EP. Im Anschluss ging es direkt auf Tour. Die letzten Wochen waren wir in Schweden, wo wir uns das erste Mal ernster mit dem Thema beschäftigten und auch neue Songs geschrieben haben. Ob die nun auf einer weiteren EP oder auf unserem ersten Album erscheinen – keine Ahnung. Ich denke, sobald wir etwa zehn Songs zusammen haben, die für jeden von uns als Gesamtkonzept funktionieren, lässt sich konkreter über eine LP-Veröffentlichung nachdenken. Aktuell machen wir uns da aber keinen Stress.

Cool, wir lieben Schweden. Was habt ihr dort sonst noch so erlebt?

Finn: Frederiks Eltern haben in Småland ein kleines Haus. Ganz ohne fließendes Wasser und nur drei, vier winzigen Räumen. Im Wohnzimmer haben wir uns dann ein kleines Studio eingeräumt und neue Demos aufgenommen. Småland ist ein ganz kleines Dorf mit super wenigen Einwohnern, von denen wir selten wen getroffen haben. Diese besondere Stimmung in Småland haben wir versucht, in dem gleichnamigen Song und Musikvideo einzufangen.

Frederik: Ein schönes Erlebnis war auch, dass uns die Nachbarn einmal zum Elchessen eingeladen haben.

Finn: Ja. Das war ziemlich lecker. Echt zu empfehlen. Insgesamt haben wir es sehr genossen, in dieser abgelegenen und sehr naturbelassenen Gegend ein wenig Abstand zur Arbeit und dem Leben auf Tour zu gewinnen.

Im Gegensatz zu vielen anderen jungen deutschen Acts habt ihr euch neben Bandnamen und EP-Titel für englische Lyrics entschieden. Warum?

Frederik: Die deutsche Sprache ist für mich einfach keine schöne Singsprache. Wenn ich ehrlich bin, fehlt mir der Bezug zu deutscher Musik und deutschen Künstlern generell. Englischsprachige Musik finde ich dagegen immer schon toll. Ob das an ihrer Soundästhetik liegt? Ich weiß es nicht. Mir gefallen englische Texte einfach besser. Irgendwie logisch, dass es dann mit den eigenen Lyrics genauso sein soll.

Finn: Richtig. Ich denke auch, dass das einfach besser zu uns passt. Schließlich sind wir keine Band wie „Element of Crime“, deren deutsche Texte auch ganz großartig zu ihrem Sound passen. Unsere Musik lässt da meiner Meinung nach eher wenig Raum zu. So gab es auch nie eine Debatte, welche Sprache die richtige für unsere Musik ist. Lyrics und Sound kommen einfach so aus uns raus. Das fühlt sich dann ganz automatisch richtig an.

Giant Rooks © Lydia Trappenberg
Giant Rooks © Lydia Trappenberg

Obwohl man ja mit deutschen Texten heutzutage recht erfolgreich sein kann – ganz egal wie es um deren Qualität bestellt ist. Stichwort: „Menschen Leben Tanzen Welt“ von Jan Böhmermann. Was haltet ihr von der aktuellen Deutsch-Pop-Debatte?

Frederik: Da werden wichtige Dinge angesprochen. Allerdings ist es wenig erstaunlich, dass es unter aktuellen deutschen Pop-Produktionen ziemlich viel Belangloses und Langweiliges gibt. Wie austauschbar das alles ist, zeigt ja auch schön der Video-Clip zu Böhmermanns Song: Immer die gleichen Bilder zu immer den gleichen ausgelutschten, sprachlichen Metaphern. Das ist auf Dauer einfach stinklangweilig. Mit englischsprachiger Musik ist es aber oft auch nicht anders. Fairerweise muss man dazu sagen, dass es gar nicht einfach ist, in deutscher Sprache  zu texten, ohne langweilig und weichgespült zu klingen. Dennoch gibt es da auch deutsche Bands wie beispielsweise Element of Crime, Von wegen Lisbeth oder auch Kraftklub, denen das erfolgreich gelingt. Große Kunst, wie ich finde.

Woher nehmt ihr die Inspiration für eure Musik und Texte?

Finn: Viel ziehen wir einfach aus dem, was uns tatsächlich passiert und bewegt. Ich würde schon sagen, da steckt auch viel Persönliches und Biografisches von uns drin. Aber auch populäre Einflüsse wie beispielsweise Filme, die wir schauen oder Bücher, die wir lesen. Selbstverständlich inspirieren uns auch Texte anderer Musiker. Bob Dylan ist da zweifelsohne eine wertvolle Quelle oder auch „The War on Drugs“. Das sind Künstler, von denen wir echte Fans sind.

Mein Lieblingstitel: Mia & Keira. Wer sind die beiden Damen?

Finn: Hier haben wir uns von einem Film inspirieren lassen: „Fish Tank“ von Andrea Arnold. Die beiden Mädchen Mia und Keira spielen in dem englischen Drama um eine Familie aus prekären Verhältnissen eine wichtige Rolle. Unser Song greift dabei besonders den Schluss des Films auf. Auch gefallen uns die Namen der beiden gut. Mit „Ophelia“ und „Serena“ haben wir übrigens noch zwei weitere Damen in unseren Songs versteckt. Mir persönlich gefällt es immer gut, wenn Worte oder Namen nicht nur schön klingen, sondern der Hörer damit auch eine ganze Geschichte verbinden kann.

Ihn kürzester Zeit wart ihr bereits mit bekannten Bands wie „Kraftclub“ oder „Von wegen Lisbeth“ auf Tour. Wie war das für euch?

Frederik: Das war super. Mit „Von wegen Lisbeth“ sind wir mittlerweile sogar richtig gut befreundet. Wir waren mittlerweile schon zweimal mit den Jungs auf Tour. Und von „Kraftclub“ kann ich nur sagen: Die Burschen sind echt ganz genauso, wie man es sich vorstellt. Klar auch, dass wir ziemlich viel Spaß mit ihnen hatten.

Der Festivalsommer steht vor der Tür – wo kann man euch als nächstes sehen?

Frederik: Wir spielen jetzt noch unsere Tour zu Ende und dann steht im Sommer so manches Festival an: Puls Open Air, Kosmonaut Festival, Juicy Beats, Dockville oder das Orange Blossom Festival um nur einige davon in Deutschland zu nennen. In UK spielen wir auf dem Great Escape Festival in Brighton. Mein persönliches Highlight: Das Watt En Schlick Festival in Dangast. Ein besonders schönes Festival, das direkt am Meer stattfindet. Wir freuen uns drauf.

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