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Feuilleton Kunst Lifestyle 17. Dezember 2015

11 Fragen an Barbara.

Ein Name mischt bereits seit längerer Zeit die deutsche Street-Art-Szene gewaltig auf: Barbara. Inzwischen hochgelobt von der Presse und mit einer riesigen Fan-Gemeinde ausgestattet (über 310.000 Fans nur auf Facebook) verdient die anonyme Künstlerin unserer Meinung nach bereits seit langer Zeit einen öffentlichen Applaus.  Dabei verwendet sie für ihre klugen und pointierten Protest-Aktionen, die sich beispielsweise gegen Verbote oder Werbung im öffentlichen Raum richten, einfache Kommunikationsmittel wie etwa Plakate und Stickers. Darauf schreibt sie ihre unverwechselbaren Kommentare und Wortspiele und tritt damit in die direkte Kommunikation mit dem Betrachter. Vor kurzem erschien ihr erstes Buch Dieser Befehlston verletzt meine Gefühle. Und wir sind uns sicher, das war nicht das letzte Mal, dass wir von Barbara. gehört haben. Hier nun unsere 11 Fragen und die Antworten der großartigen Barbara.

Politik oder Pop?

Barbara.
Pommes.

Facebook oder Sketchbook?

Barbara. Sketchbook.

Mann oder Maus?

Barbara. Katze.

(c) Barbara.
Mit Grips und Witz (c) Barbara.

Barbara. Schön, dass du dir für uns Zeit nimmst. Heute schon etwas entdeckt, was dich inspiriert hat?

Barbara. Heute hab ich in der Heidelberger Fußgängerzone eine rumänische Straßenmusikercombo gesehen und gehört. Die haben so eine fantastische Stimmung und Lebensfreude verbreitet, dass es mir fast den Atem verschlagen hat. Aus so etwas ziehe ich Inspiration. Ich hoffe, dass der eine oder andere besorgte Wutbürger das auch gehört hat und sich vielleicht einen Moment lang dabei ertappt hat, dass er diese Musik eigentlich sehr schön fand, obwohl er doch sonst immer nur Angst vor diesen Fremden hat.

(c) Barbara.
Der Intoleranz den Kampf angesagt (c) Barbara.

Du hast dich dafür entschieden anonym zu bleiben. Warum?

Barbara. Ich möchte, dass meine Arbeit unabhängig von meiner Person betrachtet wird. Außerdem will ich mein Privatleben schützen. Ein wichtiger Aspekt meiner Arbeit ist es im Vorfeld unerkannt recherchieren zu können, sei es auf der Straße oder auch in Gesprächen mit Freunden oder Fremden. Wenn es sich herumsprechen würde, dass ich hinter Barbara. stecke, würde das die Menschen im Gespräch mit mir beeinflussen und vielleicht auch verfälschen. So wie es jetzt ist, ist es sehr gut.

(c) Barbara.
Inspiration durch Verbote (c) Barbara.

Bekommst du ständig Anfragen wie beispielsweise von Galerien, die deine Arbeiten ausstellen wollen? Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, dass du dich darauf einlässt?

Barbara. Meine Arbeit lebt von der Wahrhaftigkeit des öffentlichen Raumes, mit dem ich interagiere. Ich habe noch keinen Weg gefunden, wie ich das in eine Galerie transportieren könnte und möchte nicht einfach nur einen Abklatsch davon ausstellen. Hauptsache mal in einer Galerie gewesen sein und so, das ist nicht mein Ding. Anfragen gibt es immer wieder, aber ich werde diesen Schritt erst dann machen, wenn ich etwas vorzuzeigen habe, hinter dem ich zu 100% stehen kann.

Die Auseinandersetzung mit Botschaften im öffentlichen Raum kennzeichnen deine Arbeit. Wie müssen diese beschaffen sein, damit du mit ihnen in Interaktion trittst?

Barbara. Sie müssen mich ansprechen. Eine bestimmte Formel gibt es nicht. Ich halte die Augen immer offen und manchmal passiert es, dass bei mir sofort eine Idee im Kopf rumhüpft. Die versuche ich dann einzufangen, etwas daran rumzuschrauben und dann in die Tat umzusetzen. Dieser Prozess macht mir unendlich viel Freude.

(c) Barbara.
Humorvolle Inszenierung ernster Botschaften (c) Barbara.

Aktuell gefallen uns besonders deine antirassistischen Statements wie etwa ein Plakat auf einem Holzpfosten, das die Aufschrift trägt: „Es gibt zu viele braune Vollpfosten in diesem Land“. Würdest du dich als politische Künstlerin bezeichnen?

Barbara. Jeder Mensch ist irgendwie politisch. Ich beschäftige mich mit Menschen, der Gesellschaft und deren Botschaften, sage gerne meine Meinung und teile mich gerne mit. Ich mische mich in Diskurse ein und versuche meinen Teil zu einem weltoffenen, bunten und toleranten Deutschland beizutragen. Mit Worten und Bildern auf kleinen Zetteln und Plakaten. Und mit großer Unterstützung der Leute, die mir in den sozialen Medien folgen.

Dein Protest ist in der Regel humorvoll konnotiert. Wann und womit hört bei dir der Spaß auf?

Barbara. Bei Diskriminierung und Herabwürdigung von Minderheiten, Rassismus und Nationalismus. Vor allem lehne ich Gewalt ab, egal woher sie kommt.

(c) Barbara.
Quod erat demonstrandum (c) Barbara.

In der Wahl deiner Kommunikationsmittel greifst du in der Regel auf einfache Schwarz-Weiß-Plakate zurück. Hast du als Künstlerin Angst, dass du kopiert wirst?

Barbara. Kopiert zu werden ist ein Kompliment. Bisher habe ich keine schlechten Erfahrungen in diese Richtung gemacht.

Mit „Dieser Befehlston verletzt meine Gefühle“ hast du dein erstes Buch veröffentlicht. Auch schon mal über einen Dokumentarfilm nachgedacht? Was könnte dieser uns über Barbara. erzählen?

Barbara. Das Buch ist für mich eine prima Möglichkeit, Fotos meiner Arbeiten aus der digitalen Welt zu lösen und für alle Zeit haltbar und sichtbar zu machen. Über weitere Schritte denke ich nach, aber es ist noch nichts dabei, was es sich zu erzählen lohnen würde. Alles was ich über mich sagen kann ist: Ich bin ein Mensch mit dem Namen Barbara. Das Kleben ist schön.

(c) Barbara.
Mit Humor gegen Ausgrenzung (c) Barbara.

Dieser „Befehlston verletzt meine Gefühle“ ist im April 2015 bei Bastei Lübbe ( Lübbe Hardcover) erschienen.

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